Selenskyj und die Redekunst

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat sich mit folgenden Worten an Russland gewandt: (11.September 2022 auf twitter – Übersetzung in: Repubik, Schweizer Online-Magazin).

Glaubt ihr immer noch, wir sind ein Volk? Glaubt ihr immer noch, ihr könnt uns ängstigen, zerbrechen, zu Konzessionen zwingen? Versteht ihr es noch immer nicht? Versteht ihr noch immer nicht, wer wir sind? Wofür wir stehen? Was wir wollen?

Hört mir zu: Ohne Benzin oder ohne euch? Ohne euch. Ohne elektrisches Licht oder ohne euch? Ohne euch. Ohne Wasser oder ohne euch? Ohne euch. Ohne Nahrung oder ohne euch? Ohne euch.

Kälte, Dunkelheit, Hunger und Durst sind nicht so erschreckend und todbringend wie eure Freundschaft und eure Brüderlichkeit. Aber die Geschichte wird es richten: Wir werden alles haben, Benzin, Licht, Wasser, Nahrung … ohne euch!

Das sind zwei Absätze voller rhetorischer Fragen, aufgelöst in einem Absatz, der das Böse beschreibt und den sicheren Sieg des Guten annonciert. Drei Absätze von Shakespearescher Durchschlagskraft!

Gut, dass sich unser Land in einer Situation befindet, in der es eines derartigen Pathos´ nicht bedarf.  Aber ein wenig weniger „Aktensprech“ und ein wenig mehr Selenskyj-Emotion täten den meisten unserer Politiker durchaus gut.

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