Müssen Weihnachtsreden immer betulich sein? Sicher nicht. Es kommt darauf an, mit welcher Intention sie gehalten werden. Neben allen religiösen und kulturellen Aspekten markiert die Weihnachtszeit die Trendwende: die langen Nächte sind zwar nicht vorbei, aber sie werden bereits wieder kürzer. Es geht aufwärts.
Dies lässt sich gewinnend mit der These verbinden, dass Krieg, Energiekrise, und Inflation im kommenden Jahr an Bedrohlichkeit verlieren werden. Auch wenn der Kalender erst den Winterbeginn vermeldet, assoziieren die Allermeisten diese Tage mit „neu“ und „frisch“ und „Chance“. Dafür steht Silvester als zeitliche Landmarke. Aber auch Weihnachten und eine dazu passende Rede vor der Belegschaft, den Kollegen, den Verbandsdelegierten usw. kann neben der Würdigung des Zurückliegenden Appetit auf das Neue machen – und in diesem Jahr: die Angst davor nehmen „Wir haben etwas vor! Bald ist es soweit!“
Die tiefenpsychologische Bereitschaft, sich auf das Neue (Jahr) zu freuen, kann man inhaltlich und rhetorisch mit den ersten wirtschaftlichen oder emotionalen Frühjahrserwartungen oder -hoffnungen verknüpfen. Es mag dann noch immer eine Weihnachtsrede sein. Aber sie bleibt nicht im Gestern stehen, sondern greift über die heiligen Tage hinaus: der Zukunft zugewandt. Die Zuhörer wird es freuen!